
Im E-Commerce ist die effiziente Warenkommissionierung ein zentraler Erfolgsfaktor, der maßgeblich die Kundenzufriedenheit sowie die Betriebskosten beeinflusst. Die Warenkommissionierung umfasst die gezielte Zusammenstellung von Teilmengen aus einem Gesamtsortiment auf Basis konkreter Kundenaufträge. Dabei spielen verschiedene Kommissionierverfahren, Kommissioniersysteme und Kommissionierarten eine entscheidende Rolle, um die Prozesse optimal an die jeweiligen Anforderungen anzupassen. Während große Konzerne zunehmend auf hochentwickelte, vollautomatisierte Kommissioniersysteme mit Robotik setzen, stehen mittelständische Online-Händler vor der Herausforderung, kosteneffiziente, skalierbare und zugleich flexible Lösungen zu implementieren, die sich optimal an ihr Geschäftsmodell und die individuellen Anforderungen anpassen lassen.
Was ist Warenkommissionierung? Definition, Bedeutung und Kernprozesse
Die Warenkommissionierung bezeichnet den zielgerichteten Prozess des Zusammenstellens von Teilmengen aus einer Gesamtmenge, dem Sortiment, basierend auf Bedarfsinformationen und konkreten Kundenaufträgen. Im E-Commerce umfasst dieser essenzielle Prozess die präzise Entnahme der bestellten Waren aus dem Lager, deren korrekte Zusammenstellung sowie die effiziente Bereitstellung und Abgabe für den termingerechten Versand an die Kunden. Die Kommissionierung ist ein wichtiger Bestandteil der Intralogistik und der Auftragsabwicklung und beeinflusst maßgeblich die Liefergeschwindigkeit sowie die Fehlerquote.
Der Kommissioniervorgang gliedert sich in fünf wichtige Phasen: Basiszeit (organisatorische Vorbereitung und Planung), Wegzeit (Bewegung zu den Lagerplätzen), Greifzeit (physische Entnahme der Artikel), Totzeit (Suchvorgänge, Qualitätskontrollen und Fehlerkorrekturen) sowie Verteilzeit (Pausen und Übergabeprozesse). Eine optimierte Kommissionierstrategie zielt darauf ab, insbesondere die unproduktiven Totzeiten zu minimieren, die Wegstrecken zu verkürzen und somit die gesamte Prozesszeit signifikant zu reduzieren. Dabei sind klare Vorgaben und ein gut organisiertes Informationssystem unverzichtbar, um den Kommissionierern die notwendigen Daten zur Verfügung zu stellen.
Kommissioniermethoden im Überblick: Manuelle, teilautomatisierte und vollautomatisierte Systeme
Manuelle Kommissionierung: Bewährtes Verfahren für kleine und flexible Online-Shops
Die manuelle Kommissionierung ist ein klassisches Kommissioniersystem, bei dem Mitarbeiter – auch Picker genannt – mit einer Pickliste ausgestattet das Lager durchlaufen, um die benötigten Artikel zu entnehmen. Dieses Verfahren, das dem Prinzip „Person zur Ware“ folgt, eignet sich besonders für Online-Shops mit geringem Bestellvolumen, begrenztem Budget und häufig wechselndem Sortiment. Die Bereitstellung der Waren erfolgt hierbei durch den Mitarbeiter, der aktiv zu den Lagerplätzen geht.
Vorteile der manuellen Kommissionierung:
- Niedrige Investitionskosten und einfache Implementierung
- Hohe Flexibilität bei Sortimentsänderungen und individuellen Kundenwünschen
- Schnelle Einarbeitung neuer Mitarbeiter möglich
- Geeignet für saisonale Schwankungen und kleinere Lagerstrukturen
Nachteile:
- Höhere Fehleranfälligkeit durch manuelle Erfassung und Dokumentation
- Begrenzte Skalierbarkeit bei steigendem Auftragsvolumen
- Zeitintensive Optimierung der Laufwege und Abläufe
- Personalintensive Lösung mit entsprechendem Arbeitsaufwand
Teilautomatisierte Kommissioniersysteme: Effizienter Mittelweg mit technologischer Unterstützung
Teilautomatisierte Kommissioniersysteme verbinden menschliche Flexibilität mit modernen Informations- und Kommissioniertechnologien. Dazu zählen Pick-by-Light-Systeme, bei denen optische Signale die Entnahmeposition und -menge anzeigen, Pick-by-Voice mit sprachgesteuerten Anweisungen sowie Pick-by-Scan, bei dem mobile Scanner mit integrierter Wegoptimierung zum Einsatz kommen. Diese Methoden unterstützen die Kommissionierer durch digitale Informationssysteme und reduzieren Fehler sowie Kommissionierzeiten.
Pick-by-Light-Systeme:
- Optische Informationsübertragung direkt am Lagerplatz über Lichtsignale
- Signifikante Reduktion von Fehlern und Kommissionierzeiten
- Mittlere Investitionskosten, abhängig von Lagergröße und Komplexität
- Schnelle Amortisation durch Effizienzsteigerung und Fehlerreduktion
Pick-by-Voice-Systeme:
- Sprachgesteuerte Kommissionierung via Headset, Hände bleiben frei
- Besonders effizient bei hohen Stückzahlen und komplexen Aufträgen
- Geringere Investitionskosten im Vergleich zu Pick-by-Light-Systemen
- Erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit durch ergonomische Arbeitsweise
Pick-by-Scan (mobile Datenerfassung):
- Einsatz von Handheld-Scannern zur präzisen Erfassung von Artikeln und Lagerplätzen
- Echtzeit-Dokumentation und Rückmeldung ins Lagerverwaltungssystem per Datenfunk
- Optimierte Laufwege durch softwaregestützte Navigation
- Reduzierte Fehlerquote und verbesserte Datenqualität
Vollautomatisierte Kommissionierung: High-End-Lösungen für Großhändler und Hochfrequenz-E-Commerce
Vollautomatisierte Kommissioniersysteme, basierend auf dem „Ware zur Person“-Prinzip oder robotergestützter Kommissionierung, sind ideal für große E-Commerce-Unternehmen mit hohem Bestellaufkommen. Systeme wie AutoStore, Shuttle-Systeme oder autonome mobile Roboter (AMR) übernehmen dabei die komplette Warenbereitstellung und Kommissionierung. Die Bereitstellung erfolgt automatisch und die Kommissionierer nehmen die Ware an einem festen Arbeitsplatz entgegen, was die Effizienz deutlich steigert.
Vorteile der Vollautomatisierung:
- Minimale Fehlerquote durch automatisierte Abläufe und präzise Datenerfassung
- Hohe Durchsatzraten und schnelle Kommissionierzeiten
- 24/7-Betrieb ohne Unterbrechungen oder Ermüdungserscheinungen
- Langfristige Einsparungen bei Personal- und Betriebskosten
Nachteile:
- Hohe Investitionskosten und lange Implementierungszeiten
- Eingeschränkte Flexibilität bei häufigen Sortimentsänderungen oder Sonderartikeln
- Erhöhter Wartungsaufwand und technische Komplexität
Kommissionierstrategien zur Prozessoptimierung: Organisation und Effizienzsteigerung
Batch-Picking vs. Einzelkommissionierung: Effizienz und Flexibilität im Vergleich
Beim Batch-Picking (Sammelkommissionierung) werden mehrere Aufträge gleichzeitig bearbeitet. Ein Kommissionierer sammelt alle benötigten Artikel für mehrere Kundenaufträge in einem Durchgang und sortiert sie anschließend. Diese Methode reduziert die Wegzeiten erheblich, erfordert jedoch eine präzise Organisation und eine effiziente nachgelagerte Sortierung.
Die Einzelkommissionierung bearbeitet jeden Auftrag separat und eignet sich besonders für zeitkritische oder komplexe Bestellungen. Sie bietet hohe Flexibilität, geht jedoch auf Kosten der Effizienz und erhöht das Risiko von Fehlern bei der Auftragszusammenstellung.
ABC-Analyse und Lagerplatzoptimierung: Strategische Sortimentsplatzierung
Die ABC-Analyse kategorisiert Artikel nach ihrer Verkaufshäufigkeit und ordnet sie entsprechend optimal im Lager an:
- A-Artikel (Bestseller): Direkt am Kommissionierplatz oder in optimaler Greifhöhe gelagert
- B-Artikel (regelmäßige Verkäufer): In mittlerer Entfernung und gut erreichbar
- C-Artikel (Nischensortiment): In Randlagen oder höher gelegenen Regalen
Durch diese Strategie werden die durchschnittlichen Wegzeiten signifikant reduziert, was die Effizienz der Kommissionierung unabhängig vom eingesetzten Kommissioniersystem erhöht.
Zone-Picking für Multi-Channel-Händler: Spezialisierung und Skalierbarkeit
Beim Zone-Picking wird das Lager in spezialisierte Bereiche unterteilt. Jeder Kommissionierer bearbeitet ausschließlich seine Zone, wodurch Wegzeiten minimiert und die Expertise auf bestimmte Produktkategorien fokussiert wird. Die Aufträge wandern von Zone zu Zone, bis sie vollständig kommissioniert sind.
Vorteile für den E-Commerce:
- Gleichzeitige Kommissionierung mehrerer Aufträge durch parallele Arbeitsprozesse
- Spezialisierung der Mitarbeiter auf bestimmte Produktgruppen erhöht Genauigkeit
- Bessere Skalierbarkeit bei wachsendem Sortiment und Auftragsvolumen
- Kombination verschiedener Kommissioniertechnologien pro Zone möglich
Digitale Informationssysteme und Software-Automatisierung in der Warenkommissionierung
Neben der Hardware-Automatisierung bieten moderne Informationssysteme und Softwarelösungen enorme Potenziale zur Prozessoptimierung bei vergleichsweise niedrigen Investitionskosten. Intelligente Systeme automatisieren die Auftragsverteilung, priorisieren Bestellungen nach Versandzeiten, Lagerzonen oder Kundentypen und ermöglichen eine effiziente Steuerung der Kommissionierprozesse.
Wichtige Software-gestützte Funktionen umfassen:
- Automatische Auftragsgruppierung nach Priorität und Lagerzone
- Intelligente Nachbestellung bei definierten Mindestbeständen
- Echtzeit-Bestandssynchronisation über alle Verkaufskanäle
- Automatische Benachrichtigungen bei Kommissionierfehlern und Abweichungen
Für mittelständische E-Commerce-Unternehmen bieten solche digitalen Informations- und Organisationssysteme die Möglichkeit, Lagerprozesse schrittweise zu optimieren, ohne hohe Investitionen in Hardware tätigen zu müssen.
Moderne E-Commerce-Plattformen wie Base haben diese Software-Automatisierung perfektioniert: Der Bestellmanager gruppiert Aufträge automatisch, synchronisiert Bestände in Echtzeit über alle Kanäle und priorisiert Kommissionieraufgaben intelligent. So können mittelständische Unternehmen von fortschrittlicher Automatisierung profitieren, ohne in teure Hardware-Lösungen investieren zu müssen. Entdecken Sie den Bestellmanager von Base für optimierte Kommissionierprozesse.
Auswahlkriterien für das optimale Kommissioniersystem im E-Commerce
Die Wahl des passenden Kommissioniersystems hängt von mehreren entscheidenden Faktoren ab:
Bestellvolumen und Auftragsstruktur: Kleine, komplexe Aufträge erfordern häufig manuelle oder teilautomatisierte Systeme, während viele kleine Standardaufträge von vollautomatisierten Lösungen profitieren.
Sortimentsmerkmale: Produkte mit häufigen Größen- oder Gewichtsschwankungen erschweren vollautomatisierte Systeme. Standardisierte Artikel eignen sich besser für robotergestützte Kommissionierung.
Saisonalität: Shops mit starken saisonalen Schwankungen benötigen flexible, skalierbare Systeme, die sich an Volumenänderungen anpassen lassen.
Investitionsbudget und Ressourcen: Vollautomatisierte Systeme bieten langfristig Kostenvorteile, erfordern jedoch hohe Anfangsinvestitionen. Teilautomatisierte Lösungen bieten oft das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Wachstumspläne und Skalierbarkeit: Skalierbare oder modulare Systeme sind entscheidend für geplante Geschäftserweiterungen und Anpassungen an veränderte Marktanforderungen.
Fazit
Die optimale Warenkommissionierung im E-Commerce ist selten eine reine Entscheidung zwischen manuell oder vollautomatisiert. Erfolgreiche Online-Händler setzen auf hybride Kommissioniersysteme, die menschliche Flexibilität mit technologischer Effizienz intelligent verbinden.
Insbesondere kleine und mittelgroße Händler profitieren von teilautomatisierten Lösungen mit unterstützender Software-Automatisierung, die bestehende Prozesse nachhaltig optimieren. Durch die Integration verschiedener Verkaufskanäle und automatisierte Workflows schaffen sie eine solide Basis für effiziente Kommissionierprozesse, die mit dem Unternehmen wachsen und sich flexibel an neue Anforderungen anpassen lassen.
Eine durchdachte Kombination aus Informationssystemen, Organisationssystemen und Materialflusssystemen gewährleistet eine reibungslose Kommissionierung, die den Anforderungen der modernen Logistik gerecht wird und Kundenbedürfnisse optimal erfüllt.